
Die regelmäßige Anwendung von keimreduzierenden Maßnahmen an den Klauen soll helfen, den Keimdruck zu senken und die umgebende Haut zu pflegen. In diesem Modul wird auf die unterschiedlichen Maßnahmen zur Reduzierung von Erregern eingegangen, um infektiöse Klauenerkrankungen in der Herde zu kontrollieren und reduzieren.
Schmutz und Feuchtigkeit bieten ein hohes Risiko für Klauenkrankheiten. Insbesondere Gülle, eine Mischung aus Kot und Urin, kann gefährlich für die Haut werden. Kotbakterien setzen aus dem Harnstoff des Urins Ammoniak frei. Dieser greift bei Verschmutzungen an den Klauen und der Haut das Horn und die Hautoberfläche an. Eine gesunde Hautoberfläche kann von Erregern kaum überwunden werden. Dagegen bietet eine vorgeschädigte Hautoberfläche eine leichte Eintrittspforte, vergleichbar mit kleineren Verletzungen.


Deshalb ist es eine sehr wichtige Maßnahme, die Laufflächen und Liegeflächen so trocken und sauber wie möglich zu halten. Die Kühe sollten saubere Klauen und saubere Haut an den Beinen zeigen. Insbesondere beim Einsatz von Schiebern ist zudem darauf zu achten, dass der Güllevorschub nicht zu breit und zu hoch wird, damit Kühe beim Darübersteigen keine Kotverschmutzung erhalten. Saubere Füße erlauben bei einer Begutachtung im Melkstand oder am Fressgitter einen Blick auf die Haut, auf den Fesselbereich und auf den Hornschuh.
Grundsätzliches
Einige Erkrankungen an der Klaue haben einen infektiösen Charakter. Neben Haltung und Haltungsumgebung sind es Keime, die zum Ausbruch von Mortellaro´schen Krankheit, Klauenfäule, Ballenhornfäule oder Klauenphlegmone führen. Ist eine Krankheit ausgebrochen, gilt es, sie gezielt am Einzeltier zu behandeln. Wer also beispielsweise die Mortellaro´sche Krankheit behandeln will, kann dies mittels eines zugelassenen und somit wirksamkeitsgeprüften Fertigarzneimittels, kombiniert mit einem gepolsterten Verband für einige Tage, tun.
Erst nach einer Erfassung und konsequenten Behandlung der Infektionskrankheiten an der Klaue können weitere Maßnahmen zur Reduktion von Erregern an der Klaue und ihrer umgebenden Haut erfolgreich weitere Erkrankungen vorbeugen. Kombiniert mit einer gleichzeitigen Pflege der Haut wird so eine gesunde Basis gelegt. Unter dem Stichwort „Kuhkomfort“ unterstützen die Maßnahmen des 5-Punkte-Plans den Betrieb, die Klauengesundheit zu erhalten:
- Externe Biosicherheit
Am Beginn steht die externe Biosicherheit, um Infektionskrankheiten – auch an den Klauen – vom Betrieb bzw. vom Jungvieh fernzuhalten. - Interne Biosicherheit
Entscheidend ist auch die interne Biosicherheit, die neben sauberen und trockenen Lauf- und Liegeflächen auch eine bestmögliche Versorgung mit tiergerechtem Futter und Wasser beinhaltet. Bequeme Liegeboxen und ein angemessenes Stallklima schaffen gute Haltungsbedingungen. - Frühes Erkennen, Dokumentation und Behandlung von Klauenkrankheiten, regelmäßige Klauenpflege
Zentral ist die regelmäßige Kontrolle der Gliedmaßengesundheit, die ggf. auch gezielte Behandlungs- und Bekämpfungsmaßnahmen nach sich ziehen muss. - Regelmäßige Keimreduktion und Anwendung pflegender Produkte an den Klauen
Eine gezielte Anwendung von keimreduzierenden und pflegenden Produkten ist auch im Jungviehbereich möglich, z. B. mit der Rückenspritze. - Ziele hinsichtlich der Klauengesundheit festlegen und überwachen
Die Zielsetzung, Erreichtes stets noch zu verbessern, kann durch Dokumentation und entsprechende Auswertungen erfüllt werden.
Die regelmäßige Behandlung der Klauen mit keimreduzierenden und klauen-/hautpflegenden Produkten durch die Anwendung eines Klauenbads oder über ein Sprühvorrichtung dient zur Pflege und Keimverminderung.
Die regelmäßige Anwendung von Klauendesinfektion- und -pflegeprodukten macht das Horn und Haut widerstandsfähiger gegen Gülle, Ammoniak und Feuchtigkeit. Denn diese Substanzen zerstören auf Dauer die Klauen und machen sie anfällig für Bakterien und somit für infektiöse Klauenerkrankungen.
Das Klauenbad
Bei der Durchführung eines korrekten Tauchbades sind einige wichtige Punkte im Klauenbad-Design zu beachten:
- Die Abmessungen (Länge) des Klauenbades sollten gewährleisten, dass die Klauen der Hinterbeine mind. zweimal eintauchen können (Mindestlänge 3 bis 3,6 m).
- Ausweichen der Tiere verhindern (Seitenabtrennungen etc.).
- Seitenabtrennungen sollen über die Kopfhöhe der Tiere hinausgehen.
- Ausreichende Füllhöhe der Wanne, um die Afterklauen zu bedecken (15 cm).
- Korrektes Bemessen des Klauenbadvolumens, um eine richtige Dosierung zu gewährleisten.
- Einfaches Befüllen und Entleeren sowie einfache Reinigung des Klauenbades gewährleisten – Automatische Klauenbäder garantieren regelmäßiges Entleeren und Reinigen.
- Wahl eines geeigneten Klauenbad – Standorts zur Optimierung des Tierflusses.
- Regelmäßiges Erneuern der Badlösung – nach Herstellerangaben, spätestens nach 200 Tieren.
- Regelmäßige Anwendung nach Herstellerangaben.
- Schaffung eines sauberen Bereiches hinter dem Klauenbad.
- Verwendung von nachweislich wirksamen Klauendesinfektionsprodukten in Übereinstimmung der Anwendungsbeschreibung des Produkts.
- Umwelt-, anwender- und tierfreundliche Desinfektionsprodukte (registrierte bzw. zugelassene Biozide mit BAUA-Nummer, DLG-Siegel für Klauenpflege- und Klauenhygienemittel) verwenden.
- Entsorgen des verbrauchten Klauendesinfektionsbads nach Label-Anweisungen.
Wo sollte man das Klauenbad im Stall platzieren?
Das Klauenbad sollte sich an einer gut belüfteten Stelle auf dem Laufweg der Kühe und außerhalb des Melkstands befinden. Der Zugang sollte sich über ein Selektionstor steuern lassen, damit Rinder mit akuten Läsionen der Mortellaro´schen Krankheit und Tiere mit Verbänden nicht durch das Klauenbad laufen müssen.
Sprühbehandung der Klauen
Klauendesinfektionsprodukte, die in Sprayform auf die Klauen und die umgebende Haut aufgebracht werden, sind eine gute Option; besonders dann, wenn unter bestimmten Umständen Klauenbäder nicht anzuwenden sind (z. B. AMS, Jungrinder, trockenstehende Kühe). Hier sollten schäumende bzw. gut haftende Produkte bevorzugt werden.
Welche Mittel sollte man für ein Klauenbad oder Sprühbehandlung einsetzen?
Die Häufigkeit der Anwendung sollte an die gegebenen Anforderungen und den Infektionsdruck im Bestand angepasst sein. Verwendet werden können nachweislich wirksame Klauendesinfektionsprodukte in Übereinstimmung der Anwendungsbeschreibung des Produktes. Hier sollten ausdrücklich Umwelt-, anwender-, und tierfreundliche Desinfektionsprodukte (registrierte/zugelassene Biozide mit BAUA-Nummer, DLG-Siegel) verwendet werden. Biozide sind Wirkstoffe und Zubereitungen, die dazu dienen, auf chemischem oder biologischem Wege Schadorganismen (z. B. Bakterien) unschädlich zu machen oder zu zerstören (nützliche Information hierzu über: http://www.biozid.info/deutsch/biozidprodukte/).
Je sauberer die Klauen und je öfter die einzelnen Klauen mit dem Produkt umspült werden, umso wirksamer ist die Desinfektionsleistung des Produktes im Klauenbad oder in der Sprühanwendung.
Checkliste:
- Werden Läsionen der Mortellaro´schen Krankheit frühzeitig erkannt?
- Werden Läsionen der Mortellaro´schen Krankheit korrekt behandelt (inklusive Nachbehandlungen)?
- Ist die Hygiene der Lauf- und Liegeflächen gut?
- Ist der Kuhkomfort (Liegeboxen, Stallklima, Fütterung etc.) tiergerecht?
- Gibt es auf meinem Betrieb Dokumentation und Verlaufskontrollen von Fällen infektiöser Klauenerkrankungen?
- Werden Tiere mit DD auf meinem Betrieb zeitnah erkannt und nach der Erkennung zeitnah behandelt?
- Sind die Abmessungen des Klauenbades passend gewählt?
- Wird die Konzentration des Klauenbades korrekt angewendet?
- Werden die Klauenbäder bzw. die Sprühanwendung regelmäßig durchgeführt?
- Sind die Klauen sauber, wenn sie das Bad betreten bzw. besprüht werden?
- Bin ich mit dem Ergebnis der Krankheitsreduktion zufrieden?
Alle Maßnahmen müssen selbstverständlich auch bei trockenstehenden Kühen und beim Jungvieh durchgeführt werden.
Literaturnachweis:
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