
Ein gutes Jungviehmanagement ist entscheidend für die spätere Leistung als Milchkuh. In diesem Modul wird vermittelt, welche Bereiche für eine erfolgreich Jungviehaufzucht und eine gute Klauengesundheit besonders von Bedeutung sind. Mit diesen Informationen zur Haltung, Fütterung und zum Management sollen bestehende Risiken in der Jungviehaufzucht erkannt und abgestellt werden können.
Die Klauengesundheit im Jungviehbereich ist das Fundament einer gesunden und leistungsfähigen Milchkuhherde. Hier werden die Grundlagen für langlebige Kühe gelegt – insbesondere die Gliedmaßengesundheit darf nicht vernachlässigt werden. Dies ist ebenso umfassend zu betrachten wie bei den erwachsenen Tieren. Hier gilt ebenso wie im Kuhbereich ein 5 Punkte Plan zur Erhaltung der Klauengesundheit.
- Externe Biosicherheit
Am Beginn steht die externe Biosicherheit, um Infektionskrankheiten – auch an den Klauen – vom Betrieb bzw. vom Jungvieh fernzuhalten. - Interne Biosicherheit
Entscheidend ist auch die interne Biosicherheit, die neben sauberen und trockenen Lauf- und Liegeflächen auch eine bestmögliche Versorgung mit tiergerechtem Futter und Wasser beinhaltet. Bequeme Liegeboxen und ein angemessenes Stallklima schaffen gute Haltungsbedingungen. - Frühes Erkennen, Dokumentation und Behandlung von Klauenkrankheiten, regelmäßige Klauenpflege
Zentral ist die regelmäßige Kontrolle der Gliedmaßengesundheit, die ggf. auch gezielte Behandlungs- und Bekämpfungsmaßnahmen nach sich ziehen muss. - Regelmäßige Keimreduktion und Anwendung pflegender Produkte an den Klauen
Eine gezielte Anwendung von keimreduzierenden und pflegenden Produkten ist auch im Jungviehbereich möglich, z.B. mit der Rückenspritze. - Ziele hinsichtlich der Klauengesundheit festlegen und überwachen
Die Zielsetzung, Erreichtes stets noch zu verbessern, kann durch Dokumentation und entsprechende Auswertungen erfüllt werden.
Biosicherheit im Jungviehbereich
Fütterung
Eine hinsichtlich Ration und Aufnahmemenge überwachte Fütterung kann im Jungviehbereich die Grundlage für eine gesunde Milchkuh legen. Keinesfalls dürfen heranwachsende Tiere mehrere Stunden am Tag bzw. der Nacht vor einem leeren Futtertisch stehen. Im folgenden Video werden die zentralen Punkte der Jungvieh-Fütterung angesprochen.
Mineralstoffversorgung
Während im Milchviehbereich allein aufgrund der Überwachung von Milchleistung und Fruchtbarkeit der Einfluss der Fütterung darstellbar ist und dies auch bei Herdenbetreuung und Futterberatung im Fokus steht, werden heranwachsende Jungtiere oft vernachlässigt.
Eine unzureichende Versorgung mit Nährstoffen oder Mangel im Bereich der Mineralstoff- und Spurenelementversorgung können langfristige Leistungseinbußen nach sich ziehen. Deshalb ist es notwendig, auch in der Jungviehaufzucht die Rationen engmaschig zu überwachen.
Wasserversorgung
Im folgenden Video wird über die Wasserversorgung im Jungviehbereich gesprochen. Weitere Informationen dazu, die sowohl für die Milchviehherde als auch für die Jungtiere gelten, werden im Modul „Wasserversorgung“ dargestellt.
Liegeboxen
Im Jungviehbereich gelten die gleichen Anforderungen an die Liegeboxen, wie im Milchviehbereich. Die Liegeboxen müssen in ausreichender Anzahl, also mindestens im 1 : 1 Verhältnis vorliegen. Die Boxenmaße müssen der jeweiligen Gruppe hinsichtlich der Größe und dem Gewicht angemessen sein (siehe Tabelle). Tiefboxen sind zu bevorzugen, die entsprechende Einstreu muss wie bei den Kühen regelmäßig nachgestreut und glattgezogen werden. Verschmutzungen müssen entfernt werden, dies gilt ebenso für Hochboxen. Auch diese müssen angemessen gepflegt werden.

Liegenboxenmaße (cm) | 454 kg | 544 kg | 635 kg | 726 kg |
Boxenbreite, A | 107 | 114 | 122 | 127 |
Boxenlänge (Wandbox), B1 | 244 | 274 | 274 | 305 |
Boxenlänge (Doppelboxen), B2 | 457 | 488 | 488 | 518 |
Hintere Boxenkante bis Bugschwelle, C | 163 | 168 | 173 | 178 |
Breite Boxenkante, D | 15 – 20 | 15 – 20 | 15 – 20 | 15 – 20 |
Nackenrohr bis Boxenkante, E | 163 | 168 | 173 | 178 |
Nackenrohr bis Boxenkante (Tiefboxen), E* | 147 | 152 | 157 | 163 |
Hintere Kante Boxenbügel bis Boxenkante, F | 23 | 23 | 23 | 23 |
Höhe Bugschwelle über Einstreu (Tief- oder Hochbox), G | 8 | 8 | 10 | 10 |
Höhe unteres Rohr vom Boxenbügel über Einstreu, H | 25 | 25 | 30 | 30 |
Innere Öffnung Boxenbügel, I | 76 | 84 | 84 | 91 |
Höhe Nackenrohr über Einstreu (Tief- oder Hochbox), J | 107 | 114 | 122 | 127 |
Horizontale Entfernung Bugschwelle zu Boxenbügelbogen, K | 51 – 56 | 51 – 56 | 51 – 56 | 51 – 56 |
Höhe Boxenkante, L | 20 | 20 | 20 | 20 |
Die Laufflächen im Jungviehbereich sollten möglichst sauber und trocken sein, anderenfalls greift der aus der Gülle freigesetzte Ammoniak rasch die Haut an und bereitet den Weg für infektiöse Klauenkrankheiten vor.
Laufflächen (Verschmutzung, Schlitzbreite)
Auch im Jungviehbereich muss die Klauengesundheit regelmäßig, mindestens alle 2 bis 4 Wochen, überprüft werden. Lahmende Tiere sind in jedem Fall bei der täglichen Kontrolle zu berücksichtigen. Gruppen mit bereits bekannten Klauenproblemen sollten häufiger überwacht werden. Bei der Begutachtung der Tiere, die möglichst im Fressgitter fixiert sein sollten, werden mit einer lichtstarken Taschenlampe vor allem die Hintergliedmaßen auf Hautveränderungen im Fesselbereich, aber auch am Sprunggelenk überprüft. Vor allem oberhalb der Klauen können erste Anzeichen von Mortellaroscher Krankheit rasch entdeckt werden und somit rascher behandelt werden. Die Ansteckungsgefahr wird reduziert und regelmäßige Prophylaxemaßnahmen können eingeführt werden.
Klauengesundheit überwachen
Bei Problemen mit der Gliedmaßengesundheit im Jungviehbereich müssen dabei stets alle Faktoren, die die Haltung betreffen, berücksichtigt werden. Ohne externe Biosicherheit und tiergerechten Haltungs- und Fütterungsbedingungen kann die Klauengesundheit nicht umfassend erhalten werden.
Klauenhygiene
Sollten bei den regelmäßigen Gliedmaßenkontrollen Tiere mit Mortellaroscher Krankheit auffallen, ist es möglich, neben der notwendigen, gezielten Einzeltierbehandlung anschließend eine regelmäßige Keimreduktion und Pflege in der gesamten Gruppe durchzuführen. Im Jungviehbereich bieten sich hier Sprühanwendungen mit der Rückenspritze an.
Hinsichtlich der korrekten Anwendung geeigneter Produkte steht das Modul „Reduktion der Erreger und Pflege an Haut und Klauen“ zur Verfügung.
Zuchthygiene
Bei der Begutachtung der Gliedmaßen kann auch auf die Gliedmaßenstellung geachtet werden. Sollten sich hier deutliche Abweichungen ergeben, sollten entsprechende Tiere gegebenenfalls aus der Zucht ausgeschlossen werden.
Literaturnachweise:
Rabiee, A. R., Lean I.J. , Stevenson M.A., Socha M. T. (2010): Effects of feeding organic trace minerals on milk production and reproductive performance in lactating dairy cows: A meta-analysis. J. Dairy Sci. 93:4239-4251.
Gomez A., Cook N. B., Socha M. T., Dopfer D. (2015): First-lactation performance in cows affected by digital dermatitis during the rearing period. Journal of dairy science 98: 4487–4498.