Stehzeiten

Verlängerte Stehzeiten stellen ein großes Risiko für die Klauengesundheit dar, da sie insbesondere zum vermehrten Auftreten von nicht infektiösen Klauenkrankheiten führen können. In diesem Modul wird vermittelt, wie verlängerte Stehzeiten im Stall entstehen, die Ursachen erkannt werden können und welche Maßnahmen angewendet werden können, um die Stehzeiten zu minimieren.

Dass Kühe lange genug (insgesamt 12 – 14 Stunden pro Tag) und bequem liegen können, ist essenziell für die Klauengesundheit. Im Liegen werden die Klauen entlastet und können abtrocknen, gleichzeitig wird im Liegen das Euter besser durchblutet, wodurch die Milchsynthese angeregt wird. Auch das Wiederkauen findet vorwiegend im Liegen statt. Entstehen im Tagesablauf der Kuh regelmäßig länger als notwendige Stehzeiten, fehlt diese Zeit für das Liegen und das Risiko für die Entstehung von nicht infektiösen Klauenerkrankungen ist erhöht.

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Um zu überprüfen, ob verlängerte Stehzeiten im Betrieb ein Problem darstellen, sollten zuerst die Aufenthaltsorte der Kühe im Stall erfasst werden. Diese Erfassung sollte zu standardisierten Zeitpunkten vorgenommen werden, z. B. 3 Stunden nach der letzten Futtervorlage und unter Berücksichtigung der Melkzeiten. Die Aufenthaltsorte aller Kühe in der Gruppe werden zu diesem Zeitpunkt dann durch das Auszählen der Kühe in den einzelnen Funktionsbereichen, wie Kühe am Futtertisch/am Wasser, in den Laufgängen, in den Liegeboxen (getrennt nach liegenden Kühen und stehend) oder auch liegend im Laufgang („Ganglieger“), erfasst.

Eine häufige Ursache für verlängerte Stehzeiten ist ein mangelhafter Liegeboxenkomfort. Um den Liegeboxenkomfort im eigenen Stall zu überprüfen, kann der Liegeboxenkomfortindex (LKI), modifiziert nach N. Cook, bestimmt werden (s. Abbildung mit Berechnungsformel). Ziel ist es, dass mehr als 85 % der Tiere korrekt in den Liegeboxen liegen. Weiterführende Informationen, wie der Liegeboxenkomfort verbessert werden kann und wie Liegeboxen eingestellt und gemanagt werden sollten, damit sie für Kühe attraktiv sind, liefert das Modul „Liegeboxen“.

Formel: Liegeboxenindex (modifiziert nach N. Cook, 1996)

Auch die Besatzdichte sollte überprüft werden. Ist sie zu hoch (Tier-Liegeplatz-Verhältnis ≤ 1 : 1), kann es dazu kommen, dass gerade rangniedrige Kühe nicht liegen können, wenn sie wollen und sie somit zu lange stehen müssen. Weitere Ursachen für verlängertes Stehen können ein unangenehmes Klima in den Boxen (Hitzestress oder Zugluft) oder auch Unruhe in der Herde, z.B. durch häufige Gruppenwechsel, sein.

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Des Weiteren können auch Managementfehler die Ursache für lange Stehzeiten sein. Hier sollten die Wartezeiten im Rahmen des Melkvorgangs sowie das Fütterungsmanagement (s. Modul Futtervorlage und Futtermanagement) überprüft werden.

Checkliste

  • Ist mein Stall überbelegt?
  • Müssen meine Kühe zu lange (> 2 Stunden pro Tag oder > 1 Stunde pro Melkzeit) auf das Melken warten?
  • Steht für jede Kuh mindestens eine Liegebox zur Verfügung?
  • Nehmen meine Kühe die Liegebox gerne an?
  • Können die Kühe sich ungehindert ablegen und aufstehen?
  • Habe ich Ganglieger?
  • Sind die Kühe mit den Liegeboxen vertraut?
  • Ist der Stall während Hitzeperioden ausreichend belüftet/kühl?

Literaturnachweis
Cook N. B., Bennett; T. B., Nordlund K. V.; (2005): Monitoring Indices of Cow Comfort in Free-Stall-Housed Dairy Herds*. Journal of Dairy Science88, 3876-3885.
Cook N. B.. Nordlund K. V.(2009): The influence of the environment on dairy cow behavior, claw health and herd lameness dynamics. Vet J179, 360-369.
Espejo L.A., Endres M.I. (2007): Herd-Level Risk Factors for Lameness in High-Producing Holstein Cows Housed in Freestall Barns. Journal of Dairy Science90, 306-314.
Nelson A.J. (1996): On-farm nutrition diagnostics. In, American Association of Bovine Practitioners Proceedings of the Annual Conference, 76-85.