Klauensohlengeschwür an untypischer Lokalisation

  • Was versteht man unter einem Klauengeschwür in untypischer Lokalisation (KSG)?
    Ein umschriebener Defekt des Sohlenhorns außerhalb des typischen Druckpunktes. Die entzündete Lederhaut liegt frei  und kann absterben (nekrotisieren).

    Was sind die Ursachen?
    Typische Ursachen sind eine zu späte oder unsachgemäße Klauenpflege und/oder eine Fehlbelastung in Folge einer Rehe. Die Entstehung der Geschwüre wird durch harte Laufwege, lange Stehzeiten, eine fortgeschrittene Trächtigkeit oder auch angeborene Stellungsanomalien begünstigt.

  • Was ging schief?
    Durch ungleichmäßigen Klauenabrieb und damit einhergehende ungleiche Gewichtsverteilung kommt es zur Überlastung im betroffenen Bereich. Die Lederhaut wird gequetscht und nachfolgend entstehen Blutergüsse, sogenannte umschriebene oder diffuse Sohlenblutungen (s. Foto). Als Folge wird in diesem Bereich minderwertiges Horn produziert. Die entzündete Lederhaut liegt frei. Die Entlastung  der von Sohlenblutungen betroffenen Bereiche durch Funktionelle Klauenpflege verhindert die Geschwürbildung.

  • Was sind die Symptome?
    Im Gehen und auch im Stand zeigen die Kühe eine Entlastungshaltung. Sie fallen durch Bewegungsunlust, rückständiges  Stehen und sinkende Milchleistung auf. Die Lahmheit ist abhängig von der Größe des Geschwürs und dem individuellen Schmerzempfinden. Der Hornschuh kann durch die Entzündung auffällig warm sein.

    Welche Behandlung wird empfohlen?
    Zunächst wird eine Funktionelle Klauenpflege durchgeführt. Die freiliegende Lederhaut muss, wie bei allen Sohlengeschwüren, durch vorsichtiges Umschneiden entlastet werden, um heilen zu können und dem Tier die Schmerzen zu nehmen. Die Behandlung erfolgt analog der Behandlung beim Rusterholz’schen Sohlengeschwür.

    Auf keinen Fall!
    Die vorgefallene  Lederhaut ist durchblutet und sehr schmerzempfindlich! Sie darf beim vorsichtigen Ausschneiden nicht berührt werden. Auf keinen Fall darf das Geschwür ausgebrannt oder mit Pasten verätzt werden.

    Welche Komplikationen können auftreten?
    Zu Komplikationen im Heilungsverlauf kommt es, wenn sich auf die freiliegende Lederhaut zusätzlich Mortellaro‘sche Erkrankung aufgesattelt hat. Dann müssen die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen durchgeführt und der Tierarzt hinzugezogen werden (siehe hierzu Die Mortellaro’sche Krankheit). Bleiben Geschwüre unbehandelt, greifen sie auf tiefliegende knöcherne Strukturen, Gelenke, die Beugesehnen und das Bindegewebe über. Der Fuß ist geschwollen (Phlegmone). Der Tierarzt muss umgehend zu Rate gezogen werden.