Rusterholz’sches Sohlengeschwür

  • Was versteht man unter einem Rusterholz’schen Sohlengeschwür (RSG)?
    Das RSG ist ein umschriebener Defekt des Sohlenhorns am typischen Druckpunkt im Bereich der Sohle, die unter dem Beugeknorren des Klauenbeins liegt.  Die entzündete Lederhaut liegt frei und kann absterben (nekrotisieren). Das Geschwür entsteht am Übergang vom weichen zum harten Ballen.

  • Was sind die Ursachen?
    Typische Ursachen sind eine zu späte oder unsachgemäße Klauenpflege, insbesondere eine fehlende oder unzureichende Kehlung. Ein weiterer Auslöser sind Fehlbelastungen in Folge einer Rehe. Die Entstehung der Geschwüre wird durch harte Laufwege, lange Stehzeiten, eine fortgeschrittene Trächtigkeit oder auch angeborene Stellungsanomalien begünstigt.

    Was sind die Symptome?
    Im Gehen und auch im Stand zeigen die Kühe eine Entlastungshaltung. Sie fallen durch Bewegungsunlust, rückständiges Stehen und sinkende Milchleistung auf. Die Lahmheit ist abhängig von der Größe des Geschwürs und dem individuellen Schmerzempfinden. Der Hornschuh kann durch die Entzündung auffällig warm sein.

  • Was ging schief?
    Durch ungleichmäßigen Klauenabrieb und damit einhergehender ungleicher Gewichtsverteilung kommt es zur Überlastung der beschriebenen Stelle, meist an der hinteren Außenklaue. Wird die Kehlung zu schmal und nicht ausreichend tief (bis zur leichten Nachgiebigkeit) geschnitten oder ist diese bereits wieder zugewachsen, ergeben sich die folgenden Probleme: Die Lederhaut wird gequetscht und nachfolgend entstehen Blutergüsse. Als Folge wird in diesem Bereich minderwertiges Horn produziert. Erst Wochen später werden die Blutergüsse als gelbe oder rote Verfärbungen des Sohlenhorns sichtbar im Bereich des späteren Geschwürs. Diese Geschwürvorstufe wird auch Steingalle genannt (s. Foto). Im weiteren Verlauf setzt die Hornproduktion ganz aus, so dass ein Hohlraum zwischen Sohlenhorn und Lederhaut entsteht. Die entzündete Lederhaut liegt frei. Die Entlastung  des Druckpunktes bei einer Steingalle durch Funktionelle Klauenpflege verhindert  die Geschwürbildung.

  • Welche Behandlung wird empfohlen?
    Am Anfang der Behandlung steht die Funktionelle Klauenpflege. Im Anschluss muss die freiliegende Lederhaut durch vorsichtiges Umschneiden entlastet werden, um heilen zu können und dem Tier die Schmerzen zu nehmen. Sämtliches Horn, das keinen Kontakt zur Lederhaut hat (unterminiertes Horn), muss entfernt werden. Zur Schonung der Lederhaut immer vom Geschwür weg schneiden! Der Ballen und die Sohle um das Geschwür müssen stärker beschnitten werden als an der gesunde Klaue.  Ist dies nicht ausreichend möglich, muss  zur zusätzlichen Entlastung für ein Klotz an der Partnerklaue angebracht werden (s. Foto). Die Behandlung eines RSG sehen Sie im Modul “Therapeutische Klauenpflegemaßnahmen“ im Video.

  • Auf keinen Fall!
    Die vorgefallene  Lederhaut ist durchblutet und sehr schmerzempfindlich! Sie darf beim vorsichtigen Ausschneiden nicht berührt werden. Auf keinen Fall darf das Geschwür ausgebrannt oder mit Pasten verätzt werden.

    Verwechslungsgefahr mit…
    Die Steingalle als Vorstufe des RSG darf nicht mit einer natürlichen Pigmentierung verwechselt werden.

    Welche Komplikationen können auftreten?
    Zu Komplikationen im Heilungsverlauf kommt es, wenn sich auf die freiliegende Lederhaut zusätzlich Mortellaro’sche Erkrankung aufsattelt. Dann müssen die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen durchgeführt und der Tierarzt hinzugezogen werden (siehe Die Mortellaro’sche Krankheit). Bleiben Geschwüre unbehandelt, greifen sie auf tiefliegende knöcherne Strukturen, Gelenke, die Beugesehnen und das Bindegewebe über. Der Fuß ist geschwollen. Der Tierarzt muss umgehend zu Rate gezogen werden.